Wissen

Meine Diplomarbeit – und meine Schlüsse daraus

Wie wissenschaftlich man das Thema Muskelaufbau angehen sollte – und ab wann man die Wissenschaft einfach mal Wissenschaft sein lässt.

Regenerationsbasiertes Aufbautraining: Alles sehr akademisch?

Im letzten Jahr habe ich mich sehr stark mit dem Thema Regeneration und Superkompensation befasst. Der Grund dafür? Meine Diplomarbeit mit dem Titel „Optimierung des Muskelaufbaus unter Berücksichtigung von Regeneration und Superkompensation”. Dabei wurde mir sehr schnell klar, dass körperliche Veränderungen ein sehr komplexes Themenfeld darstellen. Denn eigentlich wären für ein umfassendes Verständnis nicht nur physiologische, sondern auch biochemische Kenntnisse durchaus von Vorteil.

Ich habe also recherchiert und gelesen – von metabolischen Prozessen bis hin zu Gensequenzen und Kreatinphosphatspeichern. Und irgendwann stellt man sich dann schon die Frage: Brauche ich das alles wirklich? Für das Schreiben einer Diplomarbeit vermutlich schon. Für ein Muskelaufbau-Training, das Spaß macht, vermutlich nicht.

Geht doch auch im Blindflug, oder?

Doch natürlich gibt es auch hier Unterschiede. Manche Menschen haben ein außergewöhnlich gutes Gespür für den eigenen Körper. Sie verlassen sich auf ihren Instinkt und erzielen mit ihrem „Training nach Gefühl” bemerkenswerte Resultate. Andere aber beginnen damit, das Ganze zu „zerdenken”. Sollte ich nicht am besten täglich trainieren? Andererseits, was ist dann mit der Muskelregeneration? Es kann doch aber nicht sein, dass drei Trainingseinheiten pro Woche genügen, damit meine Muskeln wachsen … oder etwa doch? Und mit all diesen Fragen und Unklarheiten torkeln sie von einem guten Ratgeber zum nächsten, um dann letztlich doch immer wieder auf neue Zweifel zu stoßen.

Die zentrale Aufgabe: Finde die ideale Spur für deine Lage!

Und genau das ist der Punkt, an dem man meiner Meinung nach gut aufpassen muss. Zu viel Perfektionismus im Training schadet schlussendlich nicht nur der Motivation, sondern führt auch häufig dazu, dass man mit dem Training ganz aufhört. Weil man es ja eh nicht optimal machen kann. Und weil man mit all den Informationen, die von Bodybuilding-Blogs, Trainings-Podcasts und anderen Fitness-Medien auf einen einströmen, völlig überfordert ist (und das nicht zuletzt, weil diese Tipps auch oft dazu neigen, einander zu widersprechen).

Was sollte man also tun? Vermutlich: Den richtigen Mittelweg suchen. Es ist natürlich ganz hilfreich, die eigene Vorgehensweise zumindest auf ein paar wissenschaftlich belegte Fakten zu stützen. Aber derart ausarten, sodass man keinen Schritt mehr tut, ohne vorher über 100 mögliche Konsequenzen nachzudenken oder 25 Körper-Sensoren abzufragen, sollte die Sache dann auch wieder nicht.

Wer bestimmt? Lass‘ dir das Denken nicht ausreden!

Du fühlst dich fit für’s Training und bist richtig motiviert, deine Beine zu trainieren, obwohl sie laut Regenerations-Plan erst morgen wieder dran wären? Dann ab ins Beintraining und viel Spaß dabei! Du hast Muskelkater und fühlst dich schlapp, hast aber Angst, die Superkompensations-Phase zu verpassen? (falls sie denn existiert … siehe Link unten: „Superkompensation: Nur eine Täuschung?”) Dann mach’s dir mit einer Tasse Tee auf der Couch bequem und verschieb‘ dein Training auf morgen.

Denn ab und an sollte man sich auch mal auf sein Körpergefühl verlassen.

Weiterführende Links

  • Superkompensation: Nur eine Täuschung?